Portrait von Yannick Noack
Stammtisch
Speed Dating mit Yannick Noack
Yannick Noack ist der jüngste 2-Sterne-Koch Deutschlands. Im aktuellen CHEF TASTE Interview verrät er uns, wann er wusste, dass er einmal Sternekoch werden will, was seine Oma damit zu tun hat und wieso er keine Spaghetti Bolognese mag.

Mit fünf Jahren lagen Herd und Backofen auf dem Geschenketisch. Mit sechs Jahren folgte die Kochjacke und mit sieben ein gemeinsamer Kochkurs mit Omi bei Dieter Müller im Schlosshotel Lerbach. Von Kindesbeinen an war klar, wohin die Reise geht. Das Ziel war nicht der Beruf des Kochs, sondern des Sternekochs. Nun ist Yannick Noack der jüngste 2-Sterne-Koch Deutschlands.


Yannick, erzähl uns ein wenig über deine ersten Schritte in die Welt der Küche!
Ich hatte als Kind das große Glück in einer Kulinarik affinen Familie groß werden zu dürfen. Meine Oma war eine unglaublich gute Köchin oder sagen wir, sie ist es noch immer. Da meine Eltern früh wieder arbeiten gingen, habe ich bei meinen Großeltern viel Zeit verbracht. Es wurde mittags und abends frisch gekocht und wir gingen gerne auch gut essen. Irgendwann gingen wir zu Dieter Müller ins Schloss Lerbach und ich durfte wie die Großen mitessen. Keine Kinderkarte. Es folge daraufhin mit 7 Jahren ein Kochkurs gemeinsam mit Oma bei Dieter Müller und geboren war meine Passion Sternekoch zu werden.


Wie ging es weiter?
Ich zog mit meiner Mama nach Fulda ins kulinarische Niemandsland und machte dort mein Fachabi und einige Praktika. Hier die Ausbildung machen, war absolut keine Option für mich, also gingen meine Bewerbungen raus ins Lerbach, Bareiss und Bensberg. Nach 5 aufregenden und lehrreichen Tagen Probearbeiten im Bareiss wurde mir schnell klar, dass die Umgebung zu mir als Person nicht passte. So war ich glücklich meine Ausbildung im 3-Sterne Gourmetrestaurant des Schlosshotel Lerbach machen zu dürfen. Einen Großteil der Zeit durfte ich unter Nils Henkel neues Fachwissen erlernen und mich weiterentwickeln. Stationen bei Joachim Wissler, Klaus Erfort, Christian Eckhardt und Christian Bau folgten. 2023 wurde ich zum jüngsten 2-Sterne-Koch Deutschlands gekührt und konnte 2024 erneut 2 Sterne der Küche des Purs in Andernach sichern, was mich stolz macht. 

Mensch, Urteil, Moral. Du gibst jeden Tag Vollgas und dann entscheidet ein Gast und ein Moment über Stern und Erfolg. Müsste sich etwas ändern?
Wie du schon andeutest: Der Mensch und die Menschlichkeit werden manches Mal vergessen. Wir leisten in unserer Branche unglaublich viel, dass Gäste ein gewisses Level genießen dürfen. Ich vergleiche es gerne mit dem Fußball. Ein Spieler in der Championsleague muss ganz Anderes leisten als ein Spieler in der 2. oder 3. Liga im Spielbetrieb. Die Wertschätzung dafür, dass man als Koch 14-15 Stunden in der Küche steht und dann kommt der Geschäftsführer und verlangt einfacher zu kochen. So etwas lässt nur den Kopf schütteln. Da fehlt die Wertschätzung für das Können und die Leidenschaft.


Welche Hobbies hat ein Sternekoch wie du?
Ich treibe sehr gerne Sport als Ausgleich zum Alltag. Rennrad und Fitnessstudio sind ganz gut zum Kopf frei bekommen. Außerdem gibt es drei Sachen, die ich im Leben liebe: Autos,Mode und Kochen.


Könntest du Zeitreisen, welche Ära wäre deine?
Gute Frage, würde ich glaube schon gern. Ende der 80er, Anfang der 90er wäre interessant, Eckard Witzigmann in seinen Höchstzeiten zu sehen oder Bocuse in den 70ern.


Was glaubt dir kein Mensch?
Die wenigsten Menschen glauben mir, dass ich bereits mit 7 Jahren wusste, was ich einmal werden will. Es hieß immer, dass ich den elterlichen Betrieb übernehmen sollte.


Gibt es etwas, dass dir fehlt und du gern erfinden würdest?
Ich bin ein großer Fan von Samen, Saaten und Nüssen. Das Coole wäre, wenn man aus einer Nuss und einer Saat etwas ganz Neues herauskristallisieren könnte. Aber auch Hardwaretechnisch gäbe es etwas: mehr Mitarbeiter und tolle Kollegen für diese wunderschöne Branche. Es gibt leider immer noch genügend Menschen in der Branche, die nicht verstanden haben, dass es an Nachwuchsbedarf fehlt.Es gibt so viele Zahnräder im Unternehmen, die ineinandergreifen und nur mit Mitarbeitern dauerhaft darstellbar sind.

Ein Gericht, dass du absolut nicht herunter bekommst ...
Ich versuche alles zu probieren, bin aber kein Fan von Austern.


... was lässt dich geschmacklich in deine Kindheit träumen?
Ich liebe einfache Sachen. Meine Oma war und ist eine hervorragende Köchin und ihre Reibekuchen sind einfach Weltklasse. Das ist wie Nachhausekommen.


Bist du ein Freund von Texturen?
Absolut. Mir ist wichtig, dass im Mund etwas passiert. Ich hasse Gerichte, bei denen der erste Löffel wie der letzte schmeckt. Eine ganz klassische Bolognese oder Carbonara ist daher mein Worst Case. Es gibt so viele tolle Aromen auf dieser Welt und wenn man dann nur einen Hauch davon auf dem Teller präsentiert, ist das grausam. Wenn der Gast am nächsten Morgen sagt:" Es war lecker, aber was haben wir nochmal gegessen?" Schlimm.


Was würde Klein Yannick dir raten?
Viel Gas wie eigentlich bisher geben, um sein Ziel und seine Wünsche zu erreichen. Stand jetzt schaue ich mit einem sehr guten Gefühl in die Zukunft und verfolge meinen Traum der Sterne weiterhin.


... Dein Leben schmeckt wie?
Das hat verschiedene Geschmacksrichtungen. Es kommt bei mir alles zusammen. Man könnte sagen, ich schmecke wie eine Tomate. Eine angenehme gut verteilbare Säure, gewisse Süße, Umami und Power, sie kann überall hin verpflanzt werden und es gibt unheimlich viele Ableger.

Bettina
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